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Radeln von Toulouse bis zu den Pyrenäen

29.07. bis 19.08.2010

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Das Rad in der Bahn mitnehmen nach Frankreich?

     
 
Im TGV und im Thalys darf man Fahrräder zwar als Gepäckstück kostenlos mit­nehmen, allerdings zerlegt und verpackt in eine max. 120 x 90 cm große Tragetasche. Das erfordert größere Demontage­ar­beiten am Radl und zieht die Frage nach sich, wie man dann mit dem Teil zum Bahnhof kommt. Eine IKEA-Karre und freundliche Taxifahrer waren meine Rettung. In einen vorsorglich auch noch mitge­schlepp­ten Karton verpackt, habe ich beides in Toulouse per Post an meinen Zielpunkt geschickt, nachdem zwei freundlichen Helfer im Maison du vélo mein Radl wieder zusammengebaut hatten. Wohl dem, der in Fronkreisch einen Anlaufpunkt hat! Mit der 3 kg schweren Trage­tasche und der Cam­ping­ausrüstung an der Backe radelt es sich eher nicht so gut...

Zurück bin ich am 19.8. erst einmal mit einem Corail Téoz von Argelès-sur-Mer nach Paris Austerlitz gefahren. Hier fährt das Radl intakt mit, kostet aber 10 Euro extra. Statt 10 dauerte die Fahrt aller­dings 11 Stunden (!), weil in Limoges die defekte Lok getauscht werden musste. Aber sie hatten we­nigs­tens eine parat! Und - oh Wunder - auf dem Zielbahnhof verteilen am Bahnsteigende so an die 10 Bahn­bedienstete Ver­spä­tungs­formulare an die Ankommenden. Bei der DB pflegt sich, jeden­falls nach meinen Erfah­rungen, in solchen Fällen der Schaffner eher zu verstecken, was Er­stattungs­kosten spart.

In Paris habe ich dann glücklicherweise nicht weit vom Gare du Nord, Rue de l'Aqueduc, eine nette Fahrradwerkstatt aufgetan. Dort wird das gute Stück wieder zerlegt - aber erst, nachdem ich noch den ganzen 20.8. durch die Stadt juckele und kurz vor Toresschluss noch den letzten Tag von Paris Plages genieße.
 
 
   
 
     
 

Toulouse (2 Nächte)

     
  Plastik am Beginn des Canal Du Midi
 
 
 
     
 

1. Etappe: Tolouse - Castelnaudary/St-Martin-Lalande (3 Nächte)

   
 
Die 1. Etappe war mit rund 60 km auch gleich die längste auf meiner Tour überhaupt.

Ich war am Ende sehr froh, den hinter Castelnaudary bestimmt 5 km landeinwäts und bergauf liegenden Campingplatz, den mir meine kanadischen Zeltplatznachbarn in Tolouse empfohlen hatten, ereicht zu haben. Die Anstrengung wurde mit einem phantastischen, hausgemachten und ans Zelt gelieferten (!!!) Cassoulet belohnt.
Leider regnete es dann an zwei Tagen immer mal wieder. Das hinderte mich nicht, einem Abstecher zum Stausee von St-Ferréol, 350 m über dem Meeresspiegel, zu unternehmen und das dortige hochinteressante Museum des Kanals zu besuchen. An der Wasserscheide in Naurouze (189 m über NN) wird das zuvor in den Stausee geleitete Wasser aus dem Schwarzen Gebirge mittels eines Absperrsystems in beide Richtungen - Atlantik und Mittelmeer - aufgeteilt. Durch diese genialen Idee des Baumeisters Pierre Paul Riquet läuft der Kanal trotz des beachtlichen Höhenunterschieds bis zum Meeresspiegel, der durch Schleusen und andere technische Bauten im Abstand von durchschnittlich 3,8 km überwunden wird, nicht leer. Technische Details und die Geschichte des Baus mit seiner Hauptphase von (man lese und staune!) 1667 bis 1681 sind hier aufgeführt.

2. Etappe: St-Martin-Lalande - Carcassonne (2 Nächte)

Auf dem Campingplatz unterhalb der historischen Altstadt von Carcassonne wurden Autofahrer wegen Überfüllung abgewiesen, Wanderer (auch solche mit Motorrad) zum Glück nicht. Ich meldete mich gleich für zwei Nächte an, um genug Zeit für die Erkundung der Stadt zu haben. Inzwischen war auch das Wetter wieder super und der Zeltplatzpool hochwillkommen.
 
 
 
 
   
 

3. Etappe: Carcassonne - Narbonne - dann am Canal de Jonction entlang bis Sallèles d'Aude (1 Nacht)

     
 
Carcassonne besitzt gleich zwei UNESCO-Welt-Kulturgüter: die Altstadt und den Canal du Midi. Letzterer scheint dem Département weniger am Herzen zu liegen, denn der alte Treidelweg ist in der Stadt mit dem Radl streckenweise nicht passierbar. Schade!

Ein Stück weiter haben sie den Treidelweg glatt zur Landstraße gemacht:

 
 
 
 
     
 

4. Etappe: Sallèles d'Aude - Port la Nouvelle (1 Nacht)
5. Etappe: Port la Nouvelle - Leucate (1 Nacht)
6. Etappe: Leucate - Villelongue-dels-Monts (bis 19.8.)

   
 
Kurz vor Narbonne zweigt der Canal de Jonction, der Verbindungskanal zum Mittelmeer, ab. Hier gibt es keine schattenspendenden Bäume mehr, weil die vor ein paar Jahren einem Sturm zum Opfer gefallen sind. Dieser Kanal endet an der Aude. Ein kleines Stück weiter beginnt der Canal de la Robine, der nach 32 km ins Mittelmeer mündet.

In Sallèles d'Aude finde ich einen netten, enorm preiswerten kommunalen Zeltplatz. Es ist jetzt so warm, dass ich die zweite Zelthaut weglasse. Am nächsten Morgen wird es knifflig. Wenn man nicht einen großen Umweg fahren will, muss man hier die Aude auf einer alten Eisen­bahnbrücke überqueren. Die ist nicht sehr breit. Morgens und abends verkehrt da auch noch mal ein Zug. Irgendwie doch ein mulmiges Gefühl, auch wenn diese Abkürzung sogar in meinem Radführer genau beschrieben ist. Sicherheitshalber horche ich an der Schiene, wie die alten Indianer, ob nicht doch ein Zug naht.

Am Mittelmeer sind die Zeltplätze sehr voll. In Leucate kommen die Kinder einer Großfamilie mit rund 15 Personen neben meinem Zelt mitten in der Nacht auf die grandiose Idee, im Schein der Taschenlampe laut Vorlese­übungen zu veranstalten. Das geht nur langsam voran, da jeder Satz erst beim dritten Anlauf klappt. Das schirmen selbst die besten Ohrstöpsel nicht mehr ab...

Jetzt will ich zusehen, dass ich zügig Villelongue-dels-Monts erreiche. Von Argelès-sur-Mer sind es noch mal rund 20 km landeinwärts, wobei das Gelände dann schon zu den Pyrenäen hin spürbar ansteigt.
 
 
 
 
 
 

Villelongue-dels-Monts, Ceret, Collioure und Umgebung

     
  Collioure
     
     
 
     
 

Paris als krönender Abschluss der Reise
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